Baugeschichte
Bereits die Pfarrkirchenbeschreibungen des Bistums von 1326 und 1350, dann diejenigen von 1438 bzw. 1482 und von 1666 enthalten Hinweise auf frühere Kirchenbauten in Hainsacker. Eine Vorstellung von der 1737 wegen der anwachsenden Dorfbevölkerung abgebrochenen, früheren Kirche gibt die Skizze eines Grundrisses von 1613 und das Gemälde des jetzigen Hochaltars. Zwischen 1737 und 1742 wurde die neue Kirche zu Ehren des hl. Ägidius gebaut und am 2.9.1742 eingeweiht.
Weitere Daten zur Baugeschichte bzw. zu Veränderungen an und bei der Kirche:
1864/65 Neubau des Pfarrhauses und der Ökonomiegebäude
1879 Verlegung des Friedhofs nach Westen
1893/94 Verlängerung der Kirche um zwei Fensterachsen; Einbau einer klassizistischen Orgel
1899 Abbruch des alten Turmes wegen Baufälligkeit
1900 Fertigstellung des Turmes
1929/30 Innenrenovierung der Kirche
1932 Neues Deckengemälde im rückwärtigen Teil des Langschiffes
1934 Bischof-Wittmann-Haus erbaut mit Kindergarten und Konvent der Marienschwestern vom Karmel (1934 – 1982)
1958/59 Innenrenovierung
1961 Außenrenovierung der Kirche
1979 Bau des Pfarrheimes
1981 Außenrenovierung der Kirche
1984 Umbau und Erweiterung des Kindergartens
1987/88 Innenrenovierung der Kirche
Baumeister und Künstler
Weder über den Kirchenbau noch über die künstlerische Ausstattung der Kirche von 1737/42 haben wir klare Kenntnisse. Der Hinweis auf die Ähnlichkeit mit der Kirche St. Mang in Stadtamhof ist wenig fundiert. Eher sind Baumeister und Künstler im Umfeld der barocken Umgestaltung der Augustiner-Eremiten-Kirche in Regensburg (1731 durch Ignaz Gunetzrhainer sowie Cosmas Damian und Egid Quirin Asam) zu suchen, vielleicht ist aber auch an Johann Gebhard aus Prüfening zu denken. Das Deckengemälde von 1932 über der Orgelempore stammt von H. Diermeier; die vier Medaillons im dortigen Erweiterungsbau stammen vom Ende des 19. Jahrhunderts. Die Restaurierungen der Deckengemälde wurden 1987/88 von G. Hiltl und S. Huber durchgeführt. Die Neufassung der Altäre und Figuren, des neuen Volksaltars, des Ambos und die Neugestaltung des Taufbrunnens wurden von der Fa. Eis, Lappersdorf, in Zusammenarbeit mit Th. Fleckhaus, Thannhausen, ausgeführt, die Schreinerarbeiten von der Fa. Hegerl, Hainsacker.
Das Altarbild des rechten Seitenaltars (Tod des hl. Josef stammt von Leopold Weinmayer (1863). Die Darstellung der Aufnahme Mariens in den Himmel (linker Seitenaltar) ist signiert mit G. Halter (1893). Die mechanische Kegelladen-Orgel (mit romantischer Disposition und klassizistischem Prospekt) wurde 1894 von der Fa. März, München, eingebaut. Außerdem: neubarocker Kreuzweg (1894) und Ewig- Licht-Ampel (1930: J. Ebentheuer Regensburg).
Außenbau
Das Kirchenäußere ist einfach und schmucklos gehalten, drei Portale führen ins Innere. Die dickleibigen Rundbogenfenster setzen in halber Höhe an, in der Mitte des Rundchores ist ein Blendfenster eingesetzt. Dem mehrgeschossigen Turm an der Nordseite des Rundchores mit seinem Pyramidendach korrespondiert im Grundriß der südlich angebaute, zweigeschossige Sakristeiraum (Untergeschoß: im alten Friedhof als Leichenhaus benutzt).
Der Raum
Die Kirche ist eine Langhausanlage mit abgerundeten Ostecken, einem eingezogenen Chor, der halbrund abschließt, im Osten und mit im Westen in neuerer Zeit angebauten weiteren zwei Fensterachsen. Das Kirchenschiff wird durch gepaarte Pilaster gegliedert, die ein breites Gebälk tragen. In die Mitte der Kapitelle sind brennende Herzen dekoriert (Symbol des hl. Augustinus: Hinweis auf die Seelsorgetätigkeit der Augustiner-Eremiten). Über dem Gebälk, das nur von den Rundbogenfenstern unterbrochen ist, erhebt sich ein flaches Muldengewölbe mit Stichkappen. Die flache Balkendecke liegt darüber. Das Langhaus mißt 27 m in der Länge und 10 m in der Breite, der Chorraum ist 8,5 m tief und 6 m breit.
Die Ausstattung
Beim Betreten überraschen der Reichtum und die Gediegenheit des lnnendekors. Das Altarblatt des original erhaltenen Hochaltars wird von zwei gedrehten und vier glatten Säulen mit reichem Rahmenwerk frankiert. Das Altargemälde stellt den hl. Aegidius, den Kirchenpatron, dar, wie er von der Heiligsten Dreifaltigkeit zum Patron der Kirche und der Pfarrgemeinde durch die Übergabe eines Bildes mit der Dortansicht (um 1730) bestimmt wird. Der Heilige ist umgeben von Pfarrangehörigen in der ländlichen Kleidung der damaligen Zeit. Sie empfehlen sich der Fürsprache des Heiligen, die dieser einlöst mit den Worten: Dona mihi populum pro quo obsecro – vertrau mir das Volk an, für das ich bitte! Im Altarauszug: der hl. Sebastian; dazwischen im Rahmenaufbau eine smaragdgrüne Kartusche, von Rocaillen und Rollwerk vergoldet eingefaßt, daneben und auf dem Gebälk vier jubelnde Engel. Links und rechts vom Altargemälde je zwei überlebensgroße Apostelfiguren (innen: Petrus und Paulus, außen: Bartholomäus und Johannes). Sinnvoll liturgisch aufgestellt: der Taufbrunnen. Der rechte Seitenaltar zeigt im Altarblatt den Tod des hl. Josef, zwei kleine Bilder stellen die Schmerzensmutter Maria und den dornengekrönten Jesus dar. Im Auszug: hl. Georg; im Antependium: die Himmelfahrt Jesu. Wieder frankieren Apostelfiguren den Altar: Johannes (Kelch) und Matthias (Beil). Das Altarblatt des linken Seitenaltars zeigt die Aufnahme Mariens in den Himmel, der Auszug die Krönung Mariens, das Antependium die Sendung des Heiligen Geistes (mit Ägidius als Petrus). Die frankierenden Apostel: Andreas (Kreuz) und Jakobus d.A. (Pilgerutensilien).
Zwischen den Ecksäulen des polygonalen Kanzelkorbes (um 1720) sind die Figuren "Jesus, der Gute Hirt" und die vier Evangelisten angebracht. Auf dem Schalldeckel steht die Figur des hl. Augustinus. Im Langhaus sind die Bilder des neubarocken Kreuzweges und in Nischen oder auf Konsolen zwischen den Pilastern die Figuren des hl. Leonhard, der Maria Immaculata (um 1770), des hl. Wendelin (rechts), des hl. Bruders Konrad, des hl. Benedikt, des hl. Sebastian, des hl. Erzengels Michael und des hl. Florian (links). Rechts neben dem nördlichen Kirchenausgang in einer Nische: die gekrönte Figur von Maria auf der Mondsichel, wie sie mit beiden Händen das Jesuskind hält, das sich mit ausgebreiteten Armen den Gläubigen zuwendet, in der rechten Hand die Weltkugel (um 1500).
Das große Deckenfresko im Hauptschiff, nun wieder sachgemäß restauriert, erzählt die Legende: der Einsiedler Ägidius wird durch Herzog Wamba und seine Leute bei der Jagd einer zum Gottesmann flüchtenden Hirschkuh aufgefunden. Darüber die Darstellung der Hl. Dreifaltigkeit und musizierende Engel. Die Medaillons zwischen den Stichkappen des Langhauses erinnern an Szenen, in denen Ägidius als Helfer und Fürsprecher tätig wird (links für Schwangere, Sterbende und Schiffbrüchige, rechts für Kranke, Behinderte und Lahme). Das rückwärtige Deckengemälde verweist auf die Gründung der Herz-Jesu-Bruderschaft durch Pfarrer Max Haueisen (1932). Die Medaillons in diesem Anbau zeigen die vier abendländischen Kirchenlehrer: Hieronymus (Löwe), Ambrosius (Buch), Gregor d. Gr. (Heiliger Geist), Augustinus (Herz). Feine Ornamentmalereien in den Stichkappen des Langhauses und im Presbyterium aus der Bauzeit wurden 1987 wieder entdeckt, freigelegt und nachgemalt. Die (z.T. wieder entfernten) Farbfenster (um 1900) stellen dar: den hl. Augustinus, den hl. Georg, die hl. Elisabeth, den hl. Wolfgang, die hl. Teresa von Avila. Im Chorraum laden der neue, dem Barock nachempfundene Volksaltar sowie der Ambo zur Feier der Eucharistie ein, zur irdischen und himmlischen Gemeinschaft mit dem dreifaltigen Gott. Das Deckengemälde im Altarraum (über der Ewig-Licht-Ampel und der Rosenkranzmadonna am Choreingang) zeigt den hl. Agidius, wie er in Gegenwart des Königs Karl Martell und seines Gefolges das Meßopfer feiert. Ein Engel legt einen Zettel, worauf die Sündenschuld des Königs geschrieben ist, auf den Altar – mit der Einladung zu Buße und Umkehr. Das Bild motiviert die feiernde Gemeinde von heute zu gleichem Tun und Vertrauen.
Text von Prof. Dr. Konrad Baumgartner aus dem Kunstführer Hainsacker aus der Reihe Kleine Kunstführer des Verlages Schnell und Steiner; Aquarell von Pfarrer Erhard Schmidt